05. Juni 2024

Viehvermarkter hat Vion-Delle verkraftet

Ein Jahresumsatz von 453 Millionen Euro, und ein Überschuss von etwa 800.000 Euro: Den rund 300 Teilnehmern der Generalversammlung des Raiffeisen Viehverbunds (RVV) im Gut Altona in Dötlingen präsentierte der geschäftsführende Vorstand der Genossenschaft mit Sitz in Twistringen, Patrick Wilkens gute Nachrichten. Mit fast 1.300 Mitgliedern und knapp 100 Mitarbeitern ist der RVV die größte Viehvermarktungsgenossenschaft in Niedersachsen und beliefert mit seinen auffälligen grünen Lkw unter anderen die Schlachthöfe im Oldenburger Münsterland.

Von Roland Kühn Oldenburger Münsterland/Dötlingen. Ein Jahresumsatz von 453 Millionen Euro, und ein Überschuss von etwa 800.000 Euro: Den rund 300 Teilnehmern der Generalversammlung des Raiffeisen Viehverbunds (RVV) im Gut Altona in Dötlingen präsentierte der geschäftsführende Vorstand der Genossenschaft mit Sitz in Twistringen, Patrick Wilkens gute Nachrichten. Mit fast 1.300 Mitgliedern und knapp 100 Mitarbeitern ist der RVV die größte Viehvermarktungsgenossenschaft in Niedersachsen und beliefert mit seinen auffälligen grünen Lkw unter anderen die Schlachthöfe im Oldenburger Münsterland.

Wilkens betonte, dass der RVV am Schweinemarkt „in der Champions League spielt“. Knapp 1,24 Millionen Mastschweine hat das Unternehmen nach seinen Angaben im vergangenen Jahr vermarktet, im laufenden Jahr dürften es etwa 1,25 Millionen Tiere sein.

Dabei bedient der RVV 20 Schlachthöfe, „ist also breit aufgestellt“. Auch der RVV war von der letztlich recht kurzfristigen Schließung des Vion-Schlachthofes in Emstek im Februar betroffen gewesen. Dorthin hatte man durchschnittlich 8.000 Schweine in der Woche geliefert.

Die Vion-Schließung sei herausfordernd gewesen, „aber wir haben das gut hingekriegt“ meinte Wilkens in der Versammlung.

Prokurist Peter Jürgens, zuständig für die Schweinevermarktung, erläuterte auf Anfrage der OM-Medien, dass das Vion-Schlachtvolumen von den bisherigen Mitbewerbern Danish Crown in Essen/Oldenburg sowie dem Tönnies-Schlachthof „Weidemark“ in Sögel aufgefangen wurde, die beide ihren Schlachtbetrieb wieder auf zwei Schichten hochgefahren hätten.

In diesen beiden Schlachthöfen hatten sich die massiven Rückgänge der Schweinehaltungszahlen derart ausgewirkt, dass dort zuletzt lediglich in einer Schicht gearbeitet worden sei. Auch „Böseler Goldschmaus“ schlachte aktuell mehr Tiere.

 

In Deutschland erzeugen insgesamt nur noch 5.200 Betriebe Ferkel

Angesichts der „herausfordernden Zeiten“, die hinter den Mitgliedern lägen, könne man mit den in 2023 erzielten Ergebnissen „sehr zufrieden sein“, meinte Wilkens. Niedrige Preise und sich ändernde politische Rahmenbedingungen hätten dazu geführt, dass immer mehr Schweine haltende Betriebe aufgegeben hätten, erklärte Geschäftsführerin Michaela Höppel: So habe sich etwa die Zahl der Sauen in Deutschland in 15 Jahren um 900.000 auf 1,4 Millionen Tiere verringert. Nur noch 5.200 Sauenhalter gäbe es, sagt Höppel.

Weniger Sauenhaltung in Deutschland bedeute allerdings auch, dass es „ein Ferkeldefizit von etwa 4,7 Millionen Stück pro Jahr“ gebe, so Höppel. Die Nachfrage nach Schweinefleisch aber bleibe seit etwa zwei Jahren auf einem ähnlichen Niveau. Die RVV kaufe deshalb dänische Ferkel ein, um die Mäster vor Ort versorgen zu können. 1,34 Millionen Ferkel hat der Verbund im Jahr 2023 vermarktet - ein Fünftel mehr als 2022. 54 Prozent der Ferkel kamen 2023 aus Deutschland, 46 Prozent waren dänischer Herkunft. Der RVV will im laufenden Jahr mehr Ferkel vermarkten – voraussichtlich 1,45 Millionen.

 

Der RVV will 2024 bis zu 47.500 Rinder vermarkten – 5.000 mehr als 2023

Bei den Mastschweinen sieht es ähnlich aus: Der Bestand sei rückläufig, Halter gaben auf. Die Betriebsgrößen hätten sich in den vergangenen 13 Jahren fast verdoppelt, so Wilkens. Insgesamt gebe es zu wenig Schweine in Europa. Der Markt sei stabil, die Preise auskömmlich. Der „reale Selbstversorgungsgrad“ mit Schweinefleisch in Deutschland liege aber nur noch „bei 70 bis 72 Prozent“.

Eine ähnliche Entwicklung wie am Schweine- gibt es auch am Rindermarkt. Der Tierbestand und die Schlachtungen seien rückläufig, die Preise stabil. Die Genossenschaft will dieses Jahr mehr Rinder vermarkten. Waren es 2023 etwa 42.500 Tiere, sollen es nun 5.000 mehr werden.

Dass man eine „richtig starke Genossenschaft“ sei, das will Wilkens auch an einem mehrere Millionen Euro teuren Neubau am Standort Twistringen festmachen. 50 Mitarbeiter sollen von hier aus das operative Geschäft lenken. Zudem soll ein Schulungszentrum entstehen, denn der RVV will seinen Beratungszweig weiter ausbauen.

Quelle: Oldenburgische Volkszeitung

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